Eine Portion Penis, bitte!
"Chinesen essen alles mit vier Beinen außer Tischen und alles, was fliegt, außer Flugzeugen" sagt ein Sprichwort. Und das stimmt. Allein 30 Sorten Tierpenisse bietet das Restaurant "Goulizhuang" an.
Ein Ochsen- und
ein Rinderpenis - lecker. (Foto: Reuters)
Ein Besuch im
Pekinger Restaurant "Goulizhuang" ist nichts für empfindliche
Gemüter. Denn hier besteht die Menüauswahl fast ausschließlich aus
Penissen und Hoden – von Hirschen, Schlangen, Yaks, Pferden,
Seehunden und Enten.
Die Gerichte heißen "Essenz des goldenen Buddha", "Die Wiedergeburt des schönen Phoenix", "Jasminblüte mit 1000 Schichten" oder "Suche nach dem Schatz im Wüstensand". Ob solch blumige Namen den Gast an einer voreiligen Flucht hindern sollen? Immerhin besteht die "Jasminblüte" aus in Scheiben geschnittenen Eselpenissen, und bei dem Wüstenschatz handelt es sich um Schafshoden im Currybett. "Chinesen essen alles mit vier Beinen außer Tischen und alles, was fliegt, außer Flugzeugen", zitiert Zhaoran ein bekanntes Sprichwort. Doch ein Penisrestaurant ist selbst im Reich der Mitte ungewöhnlich. Erst vor zwei Jahren öffnete das "Goulizhuang" in der Dongsishitiao-Straße. Schnell wurde es zum Geheimtipp unter betuchten Chinesen, heute gibt es allein in der Hauptstadt vier Filialen. Die Kette expandierte sogar ins Ausland, ins Chinatown von Atlanta.
Ob roh oder gebraten, am Stück oder in Scheibchen, Eichel oder Wurzel: Das Penis-Gelage soll für die chinesischen Gäste keine Mutprobe im Dschungelcamp-Stil sein, sondern ein vergnügliches Wellnessprogramm für die Libido. "Bei diesem russischen Hund dauert der Geschlechtsakt 48 Stunden, seine Paarungszeit beträgt sieben Monate pro Jahr", preist die bunt bebilderte Speisekarte einen 16-Euro-Penis an. Je nach späterer Abendplanung scheint eine gewisse Sorgfalt bei der Speisenauswahl angebracht. Auch Geschlecht und Alter spielen eine Rolle. "Frauen sollten keinen Hoden essen, von den Hormonen könnten sie ein tiefe Stimme und einen Bart bekommen", sagt Lucy. Penisse dagegen seien auch für sie völlig unbedenklich und sogar "gut für die Haut". Kinder unter 15 dürfen nicht ins Penisrestaurant, die vielen Hormone könnte ihre natürliche Entwicklung durcheinanderbringen, heißt es. Alle Gäste sitzen in Separées, die meisten sind ältere Paare oder Gruppen, die nur aus Männern bestehen. Businessdinner auf Chinesisch: "Viele sind Geschäftsleute, die hier ihre Handelspartner treffen und auf Firmenkosten die teuersten Gerichte bestellen", sagt Lucy.
Ein Kellner in Nadelstreifenhose
und schwarzem Jackett stellt einen Topf Brühe auf den elektrischen
Kocher, dann trägt Lucy einen Glasteller mit den rohen
Geschlechtsteilen von Ochsen und Hunden auf Salatblättern herein.
Aus einem Glas in der Mitte des Tellers ragt ein fingerlanger
spitzer Knochen, auf dem dekorativ eine Cocktailkirsche steckt.
"Hunde sind die einzigen Tiere, die einen Penisknochen haben",
belehrt Lucy die Gäste und weist auf die kleine Rinne an der Seite
hin, die Platz für die Harnröhre bietet. Die Ochsenpenisse sind
seitlich eingeschnitten und zu kleinen Sternen gebogen. Lucy taucht
sie mit Essstäbchen nacheinander in den Hotpot mit weißer
Hühnerbrühe, in dem schon Datteln und Litschis schwimmen. Danach
wird das Fleisch in Soja- oder Pfeffersauce getunkt. Konsistenz und
Geschmack erinnern ein wenig an zu bitter geratene
Tintenfischringe.
Zart und süßlich dagegen schmeckt
das zweite Gericht namens "Henrys Peitsche". Dabei handelt es sich
um Schafpenisse am Holzspieß, gehüllt in einen Mantel aus
Mayonnaise und süßem Käse. "Henry" heißt es, weil es nach
westlicher Art zubereitet wurde, sagt Lucy. Einige Spezialitäten
sind sehr teuer, ein Yak-Penis etwa kostet 179 Euro, ein Hotpot mit
zehn verschiedenen Penis- und Hodensorten, dargereicht auf einem
hübsch verzierten Tellerturm mit kleinen Tierstatuen 89 Euro. Für
den besonderen Geschmack stehen auch Föten von Hirschen (36 Euro)
und Schafen (knapp neun Euro) auf der Speisekarte. Die zeigt
übrigens, wie Restaurantmanager Chen Jianguo verrät, nur eine
kleine Auswahl des tatsächlichen Angebots: "Für besondere Gäste
gibt es eine Spezialkarte", und wie Kenner behaupten, stehen darauf
auch die Penisse geschützter Arten, wie etwa des Tigers. Dafür aber
muss man aber ein Antragsformular für eine Silber-, Gold- oder
Platin-Mitgliedskarte ausfüllen und bis zu 905 Euro bezahlen.
von: